Studie zum Zweiten Gesundheitsmarkt
Kategorie: Marktanalysen und Trends
Studie zum Zweiten Gesundheitsmarkt
- Erwachsene geben im Schnitt zusätzlich zur Krankenversicherung 900 Euro im Jahr für ihre Gesundheit aus - Der Zweite Gesundheitsmarkt (alle privat finanzierten Gesundheitsdienstleistungen und Produkte) umfasst heute ein Volumen von 60 Milliarden Euro im Jahr - Schon heute existiert eine zusätzliche Nachfrage von 16 Milliarden Euro – allein das Angebot fehlt noch - Es gibt fünf unterschiedliche Gesundheitstypen: Rundum Aktive, sorglose Sportler, traditionelle Minimalisten, passive Zauderer und selbstkritische Interessierte - Zweiter Gesundheitsmarkt ermöglicht Menschen ein gesünderes Leben und bietet Unternehmen neue Geschäftsmöglichkeiten - Auch Anbieter des klassischen Gesundheitswesens können Angebote für den Zweiten Gesundheitsmarkt entwickeln
Immer mehr Menschen tun auch privat etwas für ihre Gesundheit. Laut einer Studie von Roland Berger Strategy Consultants gibt jeder Erwachsene mittlerweile im Jahr 900 Euro aus für Vorsorgeuntersuchungen, alternative Medizin, Wellness, Sport und gesunde Ernährung. Seit 2000 sind damit die privaten Gesundheitsausgaben, die zusätzlich zur Krankenversicherung getätigt werden, jährlich um 6 Prozent gestiegen. Inzwischen hat dieser so genannte Zweite Gesundheitsmarkt ein Volumen von jährlich 60 Milliarden Euro erreicht; 2003 waren es erst 49 Milliarden Euro. Und die Tendenz steigt, wie eine Befragung von 1.000 18- bis 70-Jährigen durch Synovate im Auftrag der internationalen Strategieberatung im Frühjahr 2007 ergab. Allerdings steht der Nachfrage bislang noch kein ausreichendes Angebot gegenüber. Schon heute liegt die Nachfrage bei insgesamt 76 Mrd. Euro.
Chancen des Zweiten Gesundheitsmarktes besser nutzen
Bislang nutzen jedoch sowohl Politik als auch Unternehmen die Chancen des Zweiten Gesundheitsmarktes nur recht zögerlich. "Durch die gezielte Förderung des Zweiten Gesundheitsmarktes könnte die Politik zwei Ziele gleichzeitig erreichen: die Gesundheit der Bevölkerung verbessern und neue Arbeitsplätze schaffen", erläutert der Gesundheitsexperte von Roland Berger Strategy Consultants. Gerade für ein Land mit relativ stark alternder Bevölkerung ist es wichtig, dass die Menschen möglichst lange gesund und damit auch dem Arbeitsmarkt erhalten bleiben. Der Wirtschaft wiederum eröffnet der Zweite Gesundheitsmarkt Chancen für neue Geschäftsmodelle.
Um die Menschen mit neuartigen Gesundheitsleistungen zu erreichen, gilt es jedoch zunächst das Konsumentenverhalten zu kennen. Denn laut Roland Berger Studie äußert sich das Gesundheitsbewusstsein beim Einzelnen recht unterschiedlich. "Unsere repräsentative Befragung hat fünf Typen von Konsumenten identifiziert, die jeweils ähnliche Werte und Bedürfnisse in Gesundheitsfragen haben", erklärt Dr. Karsten Neumann, Principal im Kompetenzzentrum Pharma & Healthcare.
Für jeden Typ das richtige Angebot
Gelingt es den Anbietern von Gesundheitsprodukten und Gesundheitsdienstleistungen die Bedürfnisse ihrer Kunden zu erkennen, profitieren Wirtschaft und Konsumenten. Die Kunden erhalten das Gesundheitsangebot, das sie sich wünschen, und die Unternehmen nutzen den wachsenden Zweiten Gesundheitsmarkt gewinnbringend. So sind laut Studie die privaten Ausgaben für Prävention in den vergangenen zehn Jahren jährlich um 10 Prozent gestiegen, die für gesunde Lebensmittel um 8 Prozent. Auch für den Gesundheitstourismus wird bis 2010 ein Wachstum von 8 Prozent pro Jahr prognostiziert. Und Angebote wie schadstofffreie Baumaterialien, gesunde Sitzmöbel, atmungsaktive Kleidung mit UV-Schutz ("functional clothing") werden genauso wie Naturkosmetik, altersgerechte Wohnungsausbauten oder strahlungsärmere technische Geräte ebenfalls weiter zunehmen.
Zweiter Gesundheitsmarkt auch für Ärzte und Kassen
"Hervorzuheben ist, dass der Zweite Gesundheitsmarkt auch den Anbietern des Ersten Gesundheitsmarktes offen steht" sagt Joachim Kartte. "Denkbar wären hier zum Beispiel ambulante Arztpraxen im Supermarkt mit Standarddiensten und geringen Wartezeiten." Gerade die klassischen Anbieter wie Ärzte, Apotheker und Krankenversicherungen haben dabei den Vorteil, dass ihnen die Menschen Kompetenz zuschreiben und vertrauen. Zudem verfügen sie über jahrzehntelange Markterfahrung und wissen, dass Kundenbedürfnisse und Kaufentscheidungen bei einem so sensiblen Thema wie Gesundheit anderen Gesetzen unterstehen als bei anderen Konsumprodukten oder Dienstleistungen.
Quelle: www.rolandberger.com